Fragt man Gernot Hain nach der Geschichte seines Weinguts, dann könnte er locker einen gesamten Abend damit füllen: bis ins 18. Jahrhundert und zum „Moselkönig“ Matthias Joseph Hayn reicht die zurück, der damals durch seine guten Kontakte zu Napoleon die Grundlage für den Weinbau in der Familie legte.
Noch heute besitzt die Winzerfamilie ein altes Pfarrhaus in Piesport, betreibt dort neben dem Weinbau gemeinsam mit seiner Frau Susanne ein kleines Hotel und ein Restaurant mit schöner Moselterrasse, wo Radfahrer, aber auch Touristen aus aller Welt gerne einkehren.
Viele seiner Weine wachsen in renommierten Lagen: „Die stellen wir immer heraus“, sagt Hain. Wie etwas die Lage „Piesporter Goldtröpfchen“, die sogar im englischen Königshaus getrunken wird: „Gold verfängt immer“, sagt Hain augenzwinkernd.
Schon im Alter von 25 Jahren machte der Winzer seinen ersten Wein: „Heute steht die junge Generation in dem Alter oft schon in den Startlöchern – 1988 war das noch sehr ungewöhnlich. Doch es herrschte Aufbruchsstimmung an der Mosel in dieser Zeit, und diesen Aufbruch wollte Hain nutzen: Hin zu authentischen Weinen, besonderen Ideen.
„Das wichtige ist, die Frucht der Trauben in die Flasche zu retten und dafür möglichst schonend mit ihnen umzugehen“, erklärt Hain seinen Erfolg, der sich auch international herumgesprochen hat. Dreiviertel seiner Weine sind Rieslinge, dazu kommen Weißburgunder, Chardonnay und Spätburgunder. Insgesamt bewirtschaftet Hain 10 Hektar Weinberge in der Steillage.
Rund 80.000 Flaschen produziert er jedes Jahr – mehr sollen es auch nicht werden: „Wir haben hier eine gute Kombination aus Hotel und Restaurant, viele Kunden kommen direkt zu uns, das forcieren wir auch“, erzählt Hain, der seine Weinberge naturnah bewirtschaftet, aber kein Bio-Siegel anstrebt.: „Bioweine sind in der Steillage auch nur schwer umzusetzen“, sagt Hain.
Trotzdem verzichtet er in den Weinbergen schon lange auf Herbizide, will möglichst authentische und markante Weine keltern: „Mit 56 Jahren kann ich sagen, dass ich am Ziel bin – so, wie das Weingut aufgestellt ist, bin ich sehr zufrieden“, sagt Hain. In die Zukunft blickt er zuversichtlich: Seine Kinder Theresa und Johannes sind derzeit noch im Studium, „vielleicht übernehmen sie das Weingut später mal gemeinsam.“
erschienen in Neue Westfälische