Regine Minges – eine Winzerin mit Poesie

Regine MingesWenn die Winzerin Regine Minges von ihren Weinreben schreibt oder erzählt, dann hört man heraus, dass in ihr eigentlich eine Künstlerin steckt. Trotz Kindheit und Jugend auf dem elterlichen Weingut war der Einstieg ins Unternehmen lange nicht ihr Plan. „Meine Eltern haben mir da nie Druck gemacht, dafür bin ich sehr dankbar“, sagt sie. Dabei besteht das Weingut schon in achter Generation – seit 1874 bauen die Minges im heutigen Anwesen, dem ehemaliger Zentkeller der Grafen von der Leyen, Wein aus.

Erst nach einem Praktikum entschloss sich Regine Minges zur Winzerausbildung, hängte ein Studium dran und stieg in den elterlichen Betrieb ein: „Mir gefällt das Ehrliche am Weinbau, die schöpferische Arbeit im Weinberg“, erzählt Regine Minges, räumt aber auch ein: „Natürlich gibt es viele Nächte, in denen du nicht schläfst, weil du das herannahende Gewitter fürchtest, Unwetter, die deine ganze Arbeit zunichte machen können.“

Die Abhängigkeit von der Natur: Beim Weingut Theo Minges haben sie daraus eine Tugend gemacht. Es gibt Winzer, die setzen ganz klar auf ein oder zwei Rebsorten – Theo und Regine Minges lieben dagegen die Vielfalt: Welche Reben auf den insgesamt 25 Hektar Weinbergen stehen, entscheidet der Boden – und der Bauch der beiden Winzer, die schon seit Generationen auf eine bewährte Methode setzen: „Unser Credo ist: Wenn man Wein machen will, muss man ein Buch lesen. Wenn man guten Wein machen will, muss man in die Schule gehen. Wenn man sehr guten Wein machen will, muss man alles vergessen und auf sein Bauchgefühl hören“, erzählt Winzerin Regine Minges.

So setzt das Weingut Minges auf ökologischen Weinbau und viel Arbeit im Weinberg – hier werden die entscheidenden Weichen dafür gestellt, was nachher in die Flasche kommt. Seit 2008 ist der Familienbetrieb Mitglied im Verband der Prädikatsweingüter VDP – gehört damit zu den Top-Adressen der deutschen Weingüter.

Muskateller, Grauburgunder, Weißburgunder, Riesling: Das Sortenspektrum ist groß im Weingut Minges – dabei aber alles andere als beliebig: Moderebsorten wie Sauvignon Blanc sucht man hier vergebens, stattdessen setzt das Vater-Tochter-Gespann auf klassische Bukettweine wie Muskateller, „echte Diven im Weinberg“, schmunzelt Regine Minges. Aber eben auch Weine, die berühren und in Erinnerung bleiben – wie die Scheurebe, die ein Jugendfreund mal „schüchterne Rebe“ nannte, wenn gleich die Rebsorte mit ihrer expressiven Art gar nicht so schüchtern ist.

Nicht immer sind sich Vater und Tochter bei der Ausrichtung des Weinguts einig: „Wenn man bei uns am Tisch sitzt und die Augen schließt, könnte man manchmal meinen, man wäre in einer italienischen Familie gelandet“, erzählt Regine Minges und lacht: Temperamentvolle Auseinandersetzungen gibt es immer wieder, „trotzdem glaube ich, dass die Kombination aus Tochter und Vater weniger Konkurrenzkampf mit sich bringt.“

Verkauft werden die meisten der rund 180.000 Flaschen an Privatkunden, nur ein kleiner Anteil der Flaschen geht in den Handel oder die Gastronomie. Denn eins ist Regine Minges ganz wichtig: Dass ihre Weine in gute Hände kommen, ein zweites Zuhause finden. „Wir haben vor allem während der Corona-Pandemie gemerkt, wie eng unsere Kunden mit uns verbunden sind“, erzählt die Winzerin: „Viele haben uns geschrieben und gesagt: Euer Wein hat mir einen schönen Abend in all dem Stress bereitet – das ist doch ein tolles Kompliment!“

Auf die kommende Ernte blickt Regine Minges optimistisch – auch wenn die letzten Meter immer die Entscheidenden sind: Während der Lese wird auf dem Weingut Tag und Nacht gearbeitet, Schlaf findet die Winzerin dann kaum: „Trotzdem sind das immer magische Momente, die Arbeit eines ganzen Jahres in den Keller zu holen.“

 

erschienen in Neue Westfälische

 

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