Ein einfaches und gutes Leben verspricht Magdalena Muttenthaler mit ihrem Buch „The Easy Green Way“ – wer würde da nicht „Her damit!“ schreien? Auch wenn Region und Saison enge Grenzen setzen, schmeckt das gute Leben und hält auch einige Überraschungen bereit.
Wenn Magdalena Muttenthaler morgens um sechs Uhr von ihrem Lichtwecker sanft geweckt wird, geht sie zuerst in die Küche, um sich ein paar getrocknete Kamillenblätter aufzugießen und in wenigen Sätzen zu notieren, für was sie an diesem Tag besonders dankbar ist. Danach trinkt sie eine frisch gepresste Zitrone mit Wasser und geht mit ihrer Tasse Tee in ihr Atelier, wo sie auf ihrer Yogamatte zehn Minuten der Stille genießt.
Als berufstätige Mutter dreier Kinder blicke ich doch ziemlich neidisch auf dieses Morgenritual, besteht meins doch vor allem aus Wickeln, Anziehen und Frühstücksboxen für die Kita vorzubereiten – einen Lichtwecker brauche ich übrigens nicht.
Easy?
So starten die Autorin und ich also von ziemlich unterschiedlichen Ausgangspunkten und doch macht mich ihr Versprechen neugierig: Ganz entspannt will mir Magdalena Muttenthaler in „The Easy Green Way“ beibringen, wie ich ein besseres Leben führen kann – nachhaltiger und trotzdem genussvoll.
Geteilt hat sie ihr Buch in vier Jahreszeiten und drei Bereiche: Für jede Jahreszeit gibt es die passenden saisonalen Rezepte, dazu Anleitungen für selbst gemachte Reinigungsmittel und Kosmetik sowie allgemeine Tipps für einen entspannten und entschleunigten Alltag. Da Valentinas ein Online-Magazin über Kochbücher ist, verzichte ich auf das Ausprobieren Muttenthalers selbst gemachter Spülis, verschiebe die Entrümpelung meines Kleiderschranks auf später und konzentriere mich stattdessen aufs Kochen.
Muttenthalers Ansatz ist durchdacht, dabei in der Planung aufwendig: Jeden Sonntag überprüft sie ihre Vorräte an Nudeln, Bohnen und Linsen, schreibt eine Liste für die wöchentliche Biokiste und kauft den Rest frisch auf dem Wochenmarkt. Hält man sich an diesen Ratschlag, gelingt es sicherlich, nachhaltiger zu leben. In meiner Lebensphase ist es dafür eher zu trubelig.
Ich setze also auf die Rezepte: Diese sind vegetarisch, alternativ sogar vegan und haben als Fußnote häufig eine „Nachhaltigkeits-Info“ mit Tipps, dass man Honig beim lokalen Imker kaufen soll oder Joghurt durch Haferjoghurt ersetzen kann.
Sparsam an Gewürzen
Die Zutatenlisten sind kurz, und hält man sich an die angegebene Jahreszeit, ist auch alles leicht zu bekommen – saisonal eben. Ich habe mir angewöhnt, fast immer zuerst ein Brotrezept zu testen, hier entdecke ich einen Trick für Eilige: Das „Kernige Roggenmischbrot“ knetet Muttenthaler in wenigen Minuten zusammen und stellt es dann in einer Kastenform in den noch kalten Ofen. Die Vorheizphase wird so als Gehzeit der Hefe genutzt – eine Methode, die „easy“ und „green“ perfekt vereint!
Auch die meisten anderen Rezepte funktionieren gut: Die Schwarzwurzelsuppe mit Pumpernickel-Croûtons etwa, oder das saftige Früchtebrot, das wunderbar duftet. Auch der vegane Schokoladenkuchen mit Roter Bete und Meersalz schmeckt hervorragend und überrascht auch Skeptiker. Einzig bei den Ravioli mit Kürbisfüllung, die Magdalena Muttenthaler am liebsten für ihre Freunde kocht, kapituliere ich – nicht nur, weil meine Feinmotorik nicht für den klebrigen Nudelteig ausreicht, sondern auch, weil die Füllung aus Kürbis und Knoblauch doch ziemlich fad schmeckt. Das wird nämlich im Laufe der Rezepte deutlich: Insgesamt verwendet Muttenthaler Gewürze sparsam, dass sie mich aromatisch nicht vollends überzeugen können. Der Aspekt der Nachhaltigkeit schränkt eben ein.
Wer sich aber einmal damit beschäftigen möchte, wie man in Zeiten ansteigender Meeresspiegel nachhaltiger kochen kann, für den ist dieses Buch eine empfehlenswerte Einstiegslektüre: Genussvoll und nicht belehrend geschrieben, gibt Magdalena Muttenthaler gute Denkanstöße und zeigt, dass auch in Einschränkungen große Chancen liegen können. Zeit sollte man aber mitbringen.
Veröffentlicht im März 2021 auf Valentinas – Best of Cookbooks