Airfryer-Test für die FAS

Wer auf Instagram oder TikTok nach Rezepten sucht, der glaubt, ohne dieses Küchengerät nicht mehr auskommen zu können: Eine Heißluftfritteuse verspricht bestes Fast-Food, ganz ohne Fett. Aber schmeckt‘s auch?

Vor einigen Monaten ist ein neues Küchengerät bei uns eingezogen: Meine Schwester verschenkte ihre alte Heißluftfritteuse. Ihr Mann hatte ein neues, moderneres Gerät gekauft und nun war der wuchtige weiße Kasten übrig – voll funktionsfähig, aber schon mit einer leichten Patina vom häufigen Gebrauch.

Ich habe eine Schwäche für Küchengeräte aller Art, ob Pasta-Maschine oder Pizza-Ofen – der Fuhrpark an technischen Geräten wächst stetig. Auch über die Anschaffung eines „Airfryers“ hatte ich schon nachgedacht, nachdem eine Freundin mir begeistert erzählt hatte, dass sie darin sogar Frühstückseier koche, Brötchen gelängen darin ganz hervorragend, selbst einen Sonntagsbraten könne man mit der heißen Luft zubereiten.

Die Heißluftfritteuse, so mein Eindruck, ist der Thermomix der Generation Tiktok: Ein multifunktionales Küchengerät, mit dem alles ein bisschen einfacher und leckerer wird, sich unendliche Möglichkeiten auftun. Und wirklich: Scrollt man auf der Suche nach Rezepten durch Instagram oder Tiktok, dann scheint ein Leben ohne Airfryer zwar möglich, aber sinnlos.

Jamie Oliver ruft gemeinsam mit dem Hersteller Tefal eine Frittier-Woche aus, backt Käsekuchen und Brathähnchen in der Heißluftfritteuse. Über 1,7 Millionen Treffer findet man unter dem Hashtag „Airfryer“ – fast alles scheint man in das Gerät werfen zu können und es kommt knusprig und golden wieder heraus.

Ich starte simpel mit einer Portion Tiefkühl-Pommes-Frites, die ich bislang meist im Ofen gebacken habe: Eine klassische Fritteuse steht zwar auch in meiner Garage – der starke Geruch und die aufwändige Reinigung scheute ich aber immer. Nun sind Pommes aus dem Ofen natürlich nicht vergleichbar mit dem, was man an einer guten Bude, die frisches Fett verwendet, bekommt: Gold glänzende, knusprige Fritten, nach denen man sich die salzigen, fettigen Finger leckt.

Genau das aber versprechen Heißluftfritteusen und all ihre Fans: Ein Ergebnis, als sei es in Fett gebacken – dafür aber deutlich kalorienärmer. Ich schütte also eine gute Portion Pommes in den Frittierkorb, der schnell an seine Grenzen kommt: Für die fünf hungrigen Mäuler, die es an meinem Tisch zu stopfen gilt, ist der Einsatz zu klein, zumal immer darauf hingewiesen wird, dass ein optimales Ergebnis nur dann erzielt wird, wenn sich die Pommes auch Platz haben.

Mit lautem Gebläse beginnt das Gerät seine Arbeit – an einem Rädchen habe ich die Temperatur eingestellt (190 Grad), an dem anderen die Zeit (15 Minuten), das ist denkbar einfach. Mit der heißen Luft steigt schnell auch verführerischer Pommes-Geruch in meine Küche – es mag an der Patina des alten Geräts liegen, aber ich bereue sofort, den Airfryer nicht auf die Terrasse gestellt zu haben: Schon riecht es im halben Haus nach Frittenbude – und lockt immerhin die Kinder an den Tisch.

Beim ersten Blick in den Garkorb, der während des Frittierens öfter mal geschüttelt werden soll, ist das Ergebnis noch ernüchternd – die Fritten hellgelb und matschig. Als die Uhr dann aber schließlich klingelt und das Gebläse ausgeht, ziehe ich einen Korb mit goldenen, knusprigen Pommes aus der Maschine, die wirklich frittiert wirken. Für jeden gibt es zunächst nur eine winzige Portion und während der Airfryer im Hintergrund laut pustend den Nachschub vorbereitet, probieren wir: Knusprig sind die Fritten, keine Frage – doch irgendwie auch reichlich trocken. Vor allem, wenn man sie nicht unmittelbar und glühend heiß verspeist, kann ich den Hype ums Airfryen bislang nicht verstehen.

Für einen zweiten Versuch hole ich mir Hilfe: Nathan Anthony ist ein britischer Hobbykoch und hat im Südwest-Verlag gerade ein Kochbuch für den Airfryer veröffentlicht. 80 Rezepte für Fingerfood, Salate, Sattmacher und Süßes hat er darin gesammelt – auch er ist Fan der Heißluftfritteuse und nutzt sie für nahezu alles in der Küche. „Jeder, der mir bereits online folgt, weiß, wie sehr ich dieses Küchengerät liebe“, schreibt Anthony in seiner Einleitung: „Mit ihm kann man nicht nur fettreduzierte Versionen seiner Lieblingsgerichte zubereiten, es geht damit auch viel schneller als im Ofen und spart obendrein noch kostspielige Energie.“

Auf einer Doppelseite sind Garzeiten und Temperaturen aufgelistet, für alles, was man in die Heißluftfritteuse werfen kann. Und das ist eine Menge: Von Lachs und Jakobsmuscheln, über Tomaten, Brokkoli und Spargel, hin zu Würstchen, Lammkarree oder Steak – scheinbar alles lässt sich mit viel heißer Luft zu etwas Köstlichem verwandeln.

Ich blättere durch die Rezepte und bleibe als erstes an den Krabben im Teigmantel hängen: Dünne Wantanblätter werden mit einer Creme von Krabbenfleisch, Frischkäse und Dill zu hübschen kleinen Päckchen gefaltet, die an Windrädchen erinnern. Sieben Minuten soll man sie bei 170 Grad frittieren.

Da mein Airfryer nach dem ersten Einsatz auf die Terrasse umgezogen ist, habe ich in der Küche wieder Platz, die Wantanblätter auszubreiten und mit der schnell zusammengerührten Creme zu füllen. 25 Täschchen ergibt das Rezept und während ich die auf meiner Arbeitsplatte noch auslegen kann, erkenne ich beim Umzug in den Airfryer-Korb: Mehr als sechs, gedrängelt sieben Päckchen passen hier nicht auf einmal hinein. Ich muss also in Schichten frittieren.

Gut, dass ich früh angefangen habe – schließlich habe ich noch einiges vor mir: Neben den Krabben im Teigmantel soll es auch marinierte Hühnerbeine, panierten Feta und Champignons sowie frittierte Ravioli aus dem Airfryer geben. Ich werfe also den Ofen zum Warmhalten an.  Während auf der Terrasse die erste Frittierrunde läuft, baue ich in der Küche eine kleine Panier-Straße auf.

Ein Schälchen Mehl, eins mit Ei und eins mit Pankobröseln stelle ich hintereinander, dahinter viel Ablagefläche. Der Feta wird in grobe Würfel geschnitten und einmal von Schale zu Schale befördert, ebenso die Champignons und auch die Ravioli, die ich als Fertigprodukt aus dem Kühlregal gekauft habe. Die Hähnchenunterschenkel habe ich schon am Vorabend in einer Marinade aus Paprikapulver, Kreuzkümmel, Zwiebel- und Knoblauchpulver, braunem Zucker und Öl eingelegt – sie sollen später 25 Minuten bei 200 Grad frittiert werden.

Erfunden wurde die Heißluftfritteuse übrigens vermutlich schon in den 40er Jahren – Chad Erickson ließ sich das Prinzip dann 1989 in den USA patentieren. Nach Europa kam der Airfryer erst 2005, als der Niederländer Fred van der Weij dafür warb, auch ohne Fett den Geschmack von Frittiertem erzeugen zu können – indem er Pommes Frites in einem kleinen Garraum mit viel heißer Luft durchpustete.

Ein leises „Ping“ kündigt die erste Runde Krabbensnack an, ich träufle etwas Chili-Sauce in ein Schälchen und hole die kleinen Windrädchen aus der Fritteuse. Der Wantan-Teig ist knusprig gebacken, die Füllung duftet nach Krabbenfleisch und ehe ich mich versehen kann, sind die sechs kleinen Häppchen auch schon weggenascht – Zeit für Nachschub.

Ich befördere eine erste Portion Hühnerbeine in den Korb, drehe die Temperatur nach oben und stelle die Uhr ein – 25 Minuten kann ich jetzt erstmal nichts mehr machen. Wären doch noch Wantan-Täschchen da. Meine Arbeitsplatte hat sich inzwischen mit allerlei Paniertem gefüllt, ich bereite noch ein paar Dips zu und schneide ein bisschen Alibi-Rohkost.

Die fertigen duftenden Hühnerbeine parke ich schließlich im vorgeheizten Ofen, frittiere erst eine erste Runde Fetawürfel (9 Minuten, 190 Grad) Ravioli (10 Minuten, 190 Grad) und Champignons (17 Minuten, 180 Grad), ehe ich den Tisch decke und die Testesser zusammenrufe. Es ist einer der ersten warmen Tage im Jahr, wir sitzen auf der Terrasse und während neben uns der Airfryer vor sich hinpustet, probieren wir uns einmal durch:     

Die panierten Fetawürfel, auf die nach dem Frittieren noch ein bisschen Honig kommt, sind knusprig und cremig zugleich und würden jeden Salat wunderbar toppen. Auch die Champignons haben einen schönen Knuspereffekt und schmecken – wie Champignons es immer tun – nach dem Dip, in dem man sie taucht.

Sehr verlockend sehen die frittierten Ravioli aus, die durch den Airfryer zu goldenen kleinen Kissen aufgeblasen sind. Doch ein erster Biss lässt die Luft raus: Die Nudeltaschen sind ziemlich zäh und trocken, da hilft nur viel von der beigestellten Tomatensauce als Dip.

Oder aber – und das probiere ich in Frittier-Runde zwei – ein guter Spritzer Ölspray. Den Tipp habe mich mir auch bei Nathan Anthony geholt, in dessen Rezepten diese Geheimzutat immer wieder auftaucht. Durch Zufall stieß ich im Supermarkt auf ein Pflanzenöl zum Sprühen: Ein Zaubermittel, wie mir scheint. Denn das Spray gibt den Speisen das, was in der Heißluftfritteuse sonst fehlt: Fett als Geschmacksträger. So wundert es nicht, dass auch die Hühnerbeine ganz köstlich gelingen, außen knusprig und innen zart sind – hatte ich sie doch vorher in Öl mariniert.

Mir scheint, mit Frittiertem aus dem Airfryer ist es ein bisschen wie mit Wein ohne Alkohol: Sicherlich ist es gesünder, Pommes in heißer Luft zu rösten, als sie in fettiges Öl zu tauchen. Aber Fett ist und bleibt ein Geschmacksträger, ähnlich wie Alkohol im Wein. Darauf kann man verzichten, im direkten Vergleich fehlt dann aber doch häufig etwas. Und so wie man beim alkoholfreien Wein nicht den Kater danach vermisst, fehlt auch beim Airfryer nicht die Sauerei des heißen Öls. Wohl aber der Reiz und Geschmack des Ungesunden, den man von Zeit zu Zeit vielleicht auch mal braucht.

 

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